Interview Dei Dynamo-KREISEL tiaf sich vol dem Jubilaumsspiel gegen Ajax Amsterdam mit „Dixie" Dörner im Grollen Gaiten. Wir sprachen mit dem ehemaligen Weltklasse-Libero, der zwischen 1968 und 1986 in 460 Oberliga- und Europapokal-Spielen 70 Tore fiir die SGD erzielte, iiber seine Karriere im DDR-Fullball und den vermeintlichen Ehrentitel „Beckenbauer des Ostens". Der einstige Senkrechtstarter unter Walter Fritzsch sagte uns, was er von jungen Nachwuchs-Talenten erwartet - und er verriet uns, wie es zu seinem Engagement als Trainer bei Einheit Dresden Mitte in Dresdens zweithöchster Spielklasse kam. „Dixie", Sie haben 100 Landerspiele für die DDR absolviert, sind Dynamos Rekordspieler und haben sich durch Ihren Stil in der ostdeutschen Fufiballhistorie einen herausragenden Stellen- wert erarbeitet - warum haden Sie eigentlich mit dem Titel „Beckenbauer des Ostens"? Ganz einfach, weil Franz Beckenbauer und Hans-Jlirgen Dörnerzwei unterschiedliche Spielerpersönlichkeiten in verschiedenen Mann- schaften und verschiedenen Systemen waren. „Dixie" Dörner, urn das mal so zu sagen, hat sein eigenes Ich - seinerzeit auf dem Platz, und neben dem Platz. Ich habe nicht versucht, den Spieler Beckenbauer zukopieren.Vondaherfindeich diesen Titel unzutreffend. Beckenbauer war ein hervorragender FuBballer-und ichwarder FuBballer „Dixie" Dörner. Sie sprechen von unterschiedlichen Systemen. Hatten Sie gern die Chance gehabt, mit Ihren Qualitaten eine Laufbahn im Westen einzuschla- gen? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Sagen kann ich jedoch mit ruhigem Gewissen, dass ich nicht neidisch auf die heutige Generation binoderaufdie Generation, die in einem anderen System FuBball gespielt hat. Ich habe hier in Dresden eine sehr gute und auch sehr erfolg- reiche Zeit als Full ball spieler gehabt. Wir haben uns als Mannschaft viel Anerkennung erarbei tet - iiber die Grenzen Dresdens und auch iiber meine Zeit als Aktiver hinaus. Insofern hat sich meine sportliche Laufbahn erfiillt. Natiirlich war der Fufiball in der DDR auf seine Art begrenzt, so dass ich - wie viele andere Spieler iibrigens auch - in meiner Entwicklung an Grenzen gestoBen bin, die es in einem anderen System nicht gege- ben hatte. Aber ich trauere dem nicht nach. 1st Ihnen eines Ihrer 100 Landerspiele in beson- derer Erinnerung geblieben? Es ist schwer, eines herauszuheben, aber das Spiel gegen Brasilien in Natal Anfang 1982 war schon etwas Besonderes. Wir haben vor 60.000 Zuschauern 1:3 gegen die Brasilianer verloren. Bei denen stand unter anderem der „weiBe Pelé" Zico auf dem Platz. Ich habe damals das Füh- rungstor geschossen, so was vergisst man nicht. Viele groOe Dynamo-Spieier mussten ihre Karriere relativ früh beenden. Hansi Kreische beispielsweise wurde von Walter Fritzsch 1977 mit 30 Jahren für viele überraschend „vorzeitig" in den Ruhestand versetzt. Sie haben Ihre letzte Saison mit 35 gespielt und gehörten dabei bis zuletzt zum Stammpersonal. Hatten sich die Zeiten geandert, oder waren Sie einfach auch mit über 30 noch auf einem so hohen Level? Von beidem ein bisschen (schmunzelt). Walter Fritzsch hat von Beginn an sehr auf junge Spieier aus dem eigenen Nachwuchs gesetzt und damit auch Erfolg gehabt. Nach Fritzsch kamen andere Trainer, die mehr Wert auf erfahrenere Spieier gelegt haben. Da hatte ich dann ein bisschen

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Programmaboekjes (vanaf 1934) | 2013 | | pagina 40