Eine nicht ganz alltagliche Mission lm Sommer 1995 und 1996 lud das Osthilfe- büro der UEFA (EEAB) u.a. zwei Jugendteams aus Belarus zum Holland Cup in Amsterdam ein. Zur grossen Enttauschung der UEFA und der betroffenen Spieler wurden ihnen jedoch in beiden Jahren keine Einreisevisa von den niederlandischen Behörden gewahrt. Können Sie sich die Situation vorstel len? Die Riesenenttauschung von dreissig Ju- gendlichen aus einer kleinen Stadt in Belarus, 350 km von der Hauptstadt Minsk entfernt, welche noch nie die Möglichkeit hatten, in den Westen zu reisen? Nun, bevor Sie zu weinen beginnen, schauen Sie, wie das EEAB diesen Fall gehandhabt hat. „Wir wollten die betroffenen Madchen und Jungs urn jeden Preis in irgendeiner Form entschadigen", sagt Wilfried Hoop vom EEAB. „Wir haben deshalb beschlossen, für den Betrag, welchen wir für die Reise nach Amsterdam budgetiert hatten, Fussballaus- rüstung für die Jugendlichen zu kaufen. So begab ich mich also am Morgen des 14. Oktober 1996 nach Minsk. Am Flughafen wurde ich vom leitenden Direktor des weissrussischen Fussballverbandes abge- Wilfried Hoop vom EEAB der UEFA, flankiert vom leitenden Direktor des weissrussischen Fussballverbandes, Alexandr Chernuko (li) und vom Direktor der Sportschule, Vassili Mankovski (re) anlasslich des Treffens mit den Jugendlichen an der Sportschule in Brest. holt, und dann ging's sofort per Auto nach Brest, wo wir elf Stunden nach meiner Abreise aus Genf ankamen. Wir begaben uns unver- züglich zu der Fussballschule, wo wir von den Jugendspielern dem Direktor und dem Chef- trainer der Schule bereits ungeduldig erwartet wurden." „Was dann folgte, war die lange Reise wirklich werf. Ich würde sogar sagen, es war rührend. DieAugender Kinder leuchteten, als wir die Fussballausrüstung, sowie einige UEFA-Souvenirs übergaben. Ich fühlte mich ein bisschen wie der Weihnachtsmann. Ich forderte sie dann auf, mir Fragen über die grosse Welt des Fussballs zu stellen. Zuerst zögerten sie etwas, offensichtlich war die Scheu vor dem fremden Gast doch recht gross. Doch es gelang uns bald, das Eis zu brechen und die Jungs und Madchen nutzten die Gelegenheit weidlich, urn eine grosse An- zahl Fragen über Regeln, Klubs und berühmte Spieier zu stellen. Wir verstanden uns so her- vorragend, die Kinder wagten es schliesslich sogar, mich nach meinem Alter zu fragen, ob ich verheiratet sei und ob ich Kinder hatte!" „Nach unserer regen Unterhaltung ba ten sie mich, die UEFA-Wimpel, welche ich mitgebracht hatte, für sie zu signieren", fahrt Wilfried Hoop fort. Ich sagte Ihnen, ich sei kein berühmter Fussballstar, sondern lediglich ein langweiliger Fussballfunktionar. Denkste! Das kümmerte sie herzlich wenig und sie bestan den darauf, dass ich meine Unterschrift auf alle ihre Wimpel setze, was ich schliesslich mit grossem Vergnügen tat." Erfahrungen dieser Art sind sehr dank bar und bereichernd. 11

AJAX ARCHIEF

Programmaboekjes (vanaf 1934) | 1996 | | pagina 11