DIE WAHL DES SCHIEDSRICHTERS
Üblicherweise nimmt man vor einem Spiel den
Namen des Schiedsrichters zur Kenntnis,
ohne sich zu fragen, wie Oder warum genau
dieser Schiedsrichter für das Spiel bestimmt
wurde. Viele Leute denken, dass wenn sich
beispielsweise Ajax Amsterdam und die AC
Milan gegenüberstehen, die UEFA bloss darauf
achtet, dass es sich beim Schiedsrichter we
der um einen Niederlander noch um einen Ita-
liener handelt, die übrigen 262 zur Verfügung
stehenden Namen in die Luft wirft und den
Erstbesten auswahlt.
In Tat und Wahrheit wird ein sehr sorgfaltiges
Auswahlverfahren angewendet.
Die Verantwortlichen bei der UEFA beachten
zunachst, dass eine Mannschaft, die für das
vorangehende Spiel beispielsweise einen grie-
chischen Schiedsrichter zugewiesen erhielt,
für das nachste Spiel nicht erneut einen
Schiedsrichter aus Griechenland erhalt. Das
schliesst aber nicht aus, dass einem Klub der
gleiche Schiedsrichter für zwei Spiele in der
UEFA Champions League zugeteilt werden
kann. Das Endspiel der vergangenen Saison
wurde vom Rumanen ion Craciunescu geleitet,
der sowohl Ajax (im Heimspiel gegen Hajduk
Split) wie auch die AC Milan (auswarts gegen
Casino Salzburg) bereits zuvor gepfiffen hatte.
Als nachster Schritt - und das betrifft auch die
Qualifikationsspiele zur EURO 96 - grit es si-
cherzustellen, dass der Schiedsrichter aus kei-
nem Land kommt, dessen Mannschaft in der
gleichen Gruppe spielt. Damit soil verhindert
werden, dass ein Schiedsrichter verdachtigt
wird, an einem bestimmten Resultat "interes-
siert" zu sein.
Für Spiele in der UEFA Champions League
wird der Vorrang ausserdem erfahrenen
Schiedsrichtern gegeben, die in vorangehen-
den Spielen beste Noten erhalten haben. Die
Schiedsrichter werden jeweils vom Schieds-
richterbeobachter benotet; ist dieser gleichzei-
tig auch Mitglied der UEFA-Schiedsrichter-
lon Craciunescu aus Rumanien leitete das diesjahri-
ge Endspiel der UEFA Champions League in Wien.
kommission, können diese Bewertungs-
kriterien selbstverstandlich noch besser ausge-
wertet werden, da sie im Rahmen der Kom-
missionssitzungen diskutiert werden können.
Unmittelbar nach jeder Auslosung ernennt die
UEFA-Schiedsrichterkommission die Schieds
richter. Alle Nominierungen werden anschlies-
send im Generalsekretariat der UEFA von Yvan
Cornu, selbst Schiedsrichter in der höchsten
Spielklasse in der Schweiz, doppelt geprüft.
"Grundsatzlich ist es eine Frage des gesunden
Menschenverstandes", sagt Cornu. Nach dem
Fall Dynamo Kiev ware es beispielsweise un-
vernünftig, einen spanischen Schiedsrichter in
die Ukraine zu schicken.
Flat zum Beispiel ein französischer Schieds
richter ein schwieriges Spiel in Bulgarien ge-
habt, so wird es vermieden, unmittelbar da-
nach erneut einen Franzosen nach Bulgarien
zu schicken. "Nicht etwa weil wir unseren
Schiedsrichtern nicht vertrauen würden", be
tont Yvan Cornu, "sondern viel mehr, weil wir
vermeiden wollen, dass er unnötigem Druck
und Spannungen ausgesetzt wird."
