Zum Europapokalrückspiel gegen Ajax Amsterdam, dem hollandischen Renommierclub, erscheintheute die zweite Ausgabe derZeitung des Fanbeirates, der,, Welle". Da heute Abend ein internationales Spiel auf dem Programm steht, sollen die Fans und das Umfeld bei Europa- pokalspielen zum Hauptthema des Vorwortes werden. Ober das Hinspiel in Reykjavik kann ich keine Aussagen machen, da ich dieses Spiel nur im Fernsehen verfoigte und dort alles nach einem besseren Amateurspiel aussah. Allerdings kamen beim Rückspiel dann doch schon einige andere Gedanken auf. Bereits nach wenigen Minuten Pfeifkonzert von den Rangen, als es bei der Mannschaft nicht lief, zeugten nicht von groBer Bereitschaft, die Mannschaft auch zu unterstützen, wenn es mal nicht so lief. Auch wenn einige Spieier sicherlich nicht den nötigen Ernst in die Sache legten, war diese Art der Kritik mir in Kaiserslautern doch ziemlich ungelaufig. Doch nach dem die Pflichtaufgabe gegen Fram Reykjavik erfüllt war, kam es zu dem Aufeinan- dertreffen zwischen den „Roten Teufeln" und den „Eulen" aus Sheffield. Hier kam es dann beim Heimspiel in Kaiserslautern für viele Fans zur bitteren AnstoBzeit urn 18.15 Uhr, die bei weiterer Anreise zu einem Tag Urlaub greifen Oder halt auf das Spiel verzich ten muBten. Aber immerhin hat sich diese AnstoBzeit für das heutige Spiel nicht durchsetzen können, Kaiserslautern konnte sich mit Ajax einigen, daB urn 20.15 Uhr am heutigen Dienstag gespielt wird und nicht mittwochs urn 18.00 Uhr oder 19.00 Uhr, urn der UEFA weitere Millionen- geschafte mit der unglücklichen Champions-League zu ermöglichen. Zurück zum Sheffield-Spiel in Kaiserslautern: Trotz eines 0:1-Rückstandes herrschte eine phantastische Stimmung, die in englischen Zeitungen als unbeschreiblich zitiert wurde, selbst die englischen Spieler gaben an, so etwas noch nicht gesehen zu haben. Diese englischen Fans, die wir in Kaiserslautern zu Gast hatten, waren auch eine Werbung für den englischen FuBball. Diese Leute machten eine phantastische Stimmung und waren sehr friedlich und diszi- pliniert wie auch die Lauterer Polizei spater mitteilte. Auch das Rückspiel in Sheffield war von beiden Seiten phantastisch, die Wednesday-Anhanger feuerten ihre Mannschaft das ganze Spiel über an, blieben auch fair, obwohl diese ihrer Meinung nach in Kaiserslautern betrogen worden waren. Auf der Gegenseite waren die 819 FCK-Fans (Angabe einer Sheffield-Lokalzeitung) ebenfalls beachtenswert. Man wuBte urn die Schwere der Aufgabe, feuerte die Mannschaft ununterbro- chen an und hatte nach dem 2:2-Ausgleich durch Zeyer das ganze Stadion fest im Griff. Diese Stimmung von ca. 1000 Leuten hatte ich bis dahin noch bei keinem FCK-Auswartsspiel erlebt. Und das erfreuliche daran: All dies ging ohne irgendwelche gröBere Ausschreitungen vonstat- ten. Dieses Spiel hat sicherlich englischen und deutschen FuBballfans wieder einiges von ver- lorenem Kredit zurückgegeben. Dafür an beide Seiten von dieser Stelle aus nochmals herzli- chen Dank. Ganz anders war es dagegen in Amsterdam. Obwohl die Polizei sicherlich ihr Möglichstes ge- tan hatte, kam es zu Gewaltakten gegen FCK-Fans und hauptsachlich gegen Privatautos mit deutschen Nummernschildern. Auch hatten sich zu diesem Spiel wieder Hooligans aus ganz Deutschland eingefunden, die eigentlich nur dem Ruf der FCK-Fans schaden. Wer mit dem Bus angereist war, konnte relativ sicher ins Stadion gelangen, wo man wieder feststellen konnte, wie genial doch die Sicherheitsvorschriften der UEFA sind. Wenn man irgendwelche morschen Holzlatten auf die Range plaziert, diese als Sitzplatze verkauft, dazu noch so viele, daB es un- möglich ist, sich zu setzen (man hatte aber auch im Sitzen nurZaune gesehen), kann man sein Stadion fast ganz füllen. Aber Stadiën in Deutschland, die den neuesten Sicherheitsvorschriften entsprechen und mei stens nicht sehr alt sind, müssen aufgrund der UEFA-Bestimmungen bis zu einem Drittel ihrer Kapazitat einbüBen. So widersprichtman sich im Bestreben nach Sicherheit, odergehtes eben doch nur urn den finanziellen Aspekt, da Sitzplatze doch teurer verkauft werden können und man deswegen mehr Einnahmen hat? Auch die lange Wartezeit nach dem Spiel, welches für uns nicht so erfreulich verlief, trübte manchem die Stimmung. Hatte man im Stadion sich die Mühe gemacht und uns FCK-Fans mitgeteilt, daB es über eine Stunde dauert, bis man aus dem Stadion gelassen wird, hatte man die Wartezeit sinnvoller als mit Blieken auf geschlossene Türen verbringen können. Aber trotz allem, wollen wir unseren hollandischen Gasten heute Abend zeigen, wie gut die Stimmung hier in Kaiserslautern ist und wie fair man sich Gasten gegenüber verhalten sollte. Deshalb soil auch heute abend als Motto Fair geht vor in den Vordergrund gestellt werden und das Bi ld der Fans des 1. FCK weiter so positiv gestalten, wie dies in den letzten Wochen ge- lungen ist. Noch kurz ein Wort zur Bundesliga: in der Rückrunde wird die Mannschaft sicherlich unter Trainer RainerZobel weiterhin alles versuchen, urn einen UEFA-Cup-Platzzu erreichen, wozu sie natürlich unsere Unterstützung in Heim- und Auswartsspieien braucht, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Der Fan-Beirat und die Redaktion der Welle" wünschen allen unseren Lesern und 1. FCK-Fans ein glückliches Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 1993 mit mögiichst vielen FCK-Erfoigen. us

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