INTERVIEW INTERVIEW INTERVIEW INTERVIEW INTERVIEW
Wagner: Ich kann nur schlecht
Vergleiche anstellen, wei I ich hier
noch nicht bei einem Fan-Club
war. In Nürnberg ist die Fanbe-
treuung wirklich 1A. Fürdie Spie-
Ier ist es gut, wenn sie Kontaktzu
den Fans pflegen. Sie gehen, wie
es hier auch der Fall ist, zwei bis
dreimai pro Jahr zu Fan-Clubs.
Die Treffen waren immer sehr gut
organisiert und es hatschon rie-
sig SpaB gemacht, muB ich sa
gen. Das Einzugsgebiet, das in
Nürnberg wesentlich gröBer ist
als hier, ist in verschiedene Be-
zirke untergliedert. Es gibt meh-
rere Fan-Club-Koordinatoren,
die die Spieier zu den Fan-Clubs
einladen.
Wird die Fanarbeit in Nürnberg
ehrenamtlich oder hauptberuf-
lich betrieben?
Wagner: Es gibt einen Mitarbei-
terim Verein, der sich nur urn die
Fan-Clubs kümmert. Dieser un-
terweist die Fan-Club-Koordina-
toren, die ehrenamtlich arbeiten.
Das Konzept in Nürnberg ist
also nahezu identisch mit dem in
Kaiserslautern. Warum warst Du
seit Deinem Wechsel bei keinem
Fan-Club gewesen?
Wagner: Bei uns teilt das der
Trainer ein. Ich bin bisher immer
drum herum gekommen, weil ich
kaum Zeit für meine Familie hatte.
Durch die Samstags- und Mitt-
wochsspiele in der Bundesliga,
die Spiele im Europapokal und
den Lehrgang der National-
mannschaft war ich kaum zu
Hause. Ich würde aber sehr
gerne malzu einem Fan-Club ge-
hen, denn da lernen die Fans
dich mal ganz anders kennen, im
Spiel kannst du nur einen guten
Eindruck hinteriassen, indem du
laufst und kampfst. Auf so einem
Treffen kannst du auch mal per-
sönliche Dinge von dir erzahlen.
FuBball allgemein
Wenn man zwecks Besuchs
des Sheffield-Spiels mehrer
Tage in England verweilte und
sich mit britischen FuBballfans
unterhielt, bekam man sehr
schnell zu spüren, wie sehr das
Ansehen des deutschen FufB-
balls auf der Insel gelitten hat. Mit
dazu beigetragen habe, nach
Meinung vieler Englander, auch
das Hinspiel des 1. FC Kaisers
lautern gegen Sheffield Wednes
day. Ihr Spieler wurdet fast alle-
samt als 'diver' (Schwalbenkö-
nige) bezeichnet, im besonderen
Marco Flaber und Marcel Witec-
zek. Auch die das ganze Rück-
spiel andauernden 'cheat'-Rufe
(Betrüger) belegen dies. Wie
sieht Deine persönliche Meinung
zu diesem Thema aus? Wird die
Schauspielerei im deutschen
FuBball wirklich immer schlim-
mer?
Wagner: Es war klar, daB die
Stimmung nach der „roten" Karte
für Hirst im Hinspiel etwas auf-
braust. Er hat bis zu diesem Zeit-
punkt sehr gut gespielt und nicht
zuletzt durch die „rote" Karte ha-
ben wir das Spiel 3:1 gewonnen.
Ich glaub' aber auch, daB das
Spiel VfB Stuttgart gegen Leeds
United einen groBen Anteil ge-
habt hat. Der VfB Stuttgart bekam
ein drittes Spiel zugesprochen,
das ihm normalerweise nicht zu
stand. Ich glaube, daB der deut-
sche FuBball darunter etwas ge
litten hat und daB dies ein Faktor
war, der die Stimmung vor dem
Rückspiel kraftig anheizte.
Es ist aber leider die Tatsache,
daB in der letzten Zeit mehrere
Spiele durch Schwalben ent-
schieden wurden. Sind sich die
Spieier dessen nicht bewuBt
oder muB man im heutigen Profi-
geschaft so kaltschnauzig sein
und darüber hinweggehen?
Wagner: Man versucht sich im
Spiel immer einen Vorteilzu ver
schaffen, sei es nun mit einer
Schwalbe oder einer Notbremse.
Das kommt aber, wie man z. B. in
Eurosport sehen kann, in ande
ren Landern genauso vor. Nur
wird leider momentan der deut-
sche FuBball etwas zerrissen.
Horst Hilpert, der neue Chef-
anklager des DFB, hat Spielern,
die mit solch unlauteren Mitteln
ein Spiel zu entscheiden suchen,
den Kampf angesagt. So ist z.B.
die rote Karte für eindeutige
Schwalben im Gesprach. 1st dies
ein Weg, wieder mehr Ehrlichkeit
und FairneB in den Sport zu be-
kommen?
Wagner: Ich weiB es nicht. Für
eine ganz offensichtliche
Schwalbe könnte man einen
Spieier schon für ein Spiel sper
ren. Aber keinesfalls sollte es
eine rote Karte für einen Stürmer
geben, der abhebt, urn sich vor
einem Foulspiel und somit vor
einer Verletzung zu schützen.
Das ware absolut überzogen.
Wenn der Chefanklager solche
Richtlinien ausgibt, dann muB er
sie auch konsequent verfolgen.
Und nicht wie im Fall Chapuisat,
der das gleiche Foul beging wie
der Uerdinger Heiko Laessig.
Laessig bekam sechs Wochen
Sperre, Chapuisat kam unge-
schoren davon. Oftmals wird,
auch im Spiel, mit ungleichem
Vor dem Spiel ein Bier trinken, mit den Bekannten ein paar Worte
überdasletzteSpielwechseln, eine Wurstkaufen, kurzvorherins
Stadion gehen und dort bis zu den Mannschaftsaufstellungen die
Werbung über sich ergehenzu lassen. In der Halbzeitpause dann
weitere Werbung bis zum Verkünden der Halbzeitergebnisse, die
fast immer 10 Sekunden vor dem Wiederanpfiff bekanntgegeben
werdenmonotone Rituale, die bei jedem FuBballspiel immer
wieder auftauchen.
MuB das eigentlich immer so sein? Kann man das ganze nicht
vielmehr in eine Art Party mit vielen Attraktionen verwandein, wie
es vielleicht manche schon bei Taiugatepartys vor Spie/en der
Frankfurt Galaxy oder American Bowl Spieien in Berlin erlebt
haben.
Natürlich sollen keine Cheerleaders wührend der Pausen inner-
halb einer Halbzeit auftauchen, aber originelle Ideen für einen
spannenderen und interessanteren Ablauf vor dem Spiel, der
Halbzeit und nach dem Spiel sollten sicherlich vorhanden sein.
Darum wollen wir Euch, liebe FuBballfreunde, in der zweiten Aus-
gabe der,, Welle"aufrufen, Ideen an die Redaktionzusenden, wie
Ihr Euch den Ablauf eines Bundesligaspieles oder Europapokal-
spieles vorstellt. Denn wenn, wie beispielsweise in Amsterdam,
die Zuschauer über eine Stunde nach SpielschluB einfach vor
verschlossenen Toren stehen bleiben müssen, ohne vorher dar
über informiert worden zu sein, kann ja nicht der Weisheit letzter
SchluB auch in Sachen Sicherheit sein.
Darum erwarten wir viele Ideen von Eurer Seite,
die wir in den nSchsten Ausgaben vorstellen wol
len und von denen die besten sicherlich in die Tat
umzusetzen sein werden und auch mit Preisen
bedacht werden. us
MaB gemessen, d.h. unbekannte
und junge Spieier werden den
profilierten Spielern gegenüber
benachteiligt.
Eine solche neue Regel er-
schwert aber die Arbeit der
Schiedsrichter, die es in Stadiën
wie hier in Kaiserslautern so
wieso schwer genug haben,
oder?
Wagner: Bei unserem Stadion
ist es so, daB manche Schieds
richter einfach ein biBchen über-
fordert sind. Da wird von den Zu-
schauern viel Hektik ins Spiel
reingetragen, was für uns Spieler
ja gut ist, da wir immer wieder
nach vorne gepeitscht werden.
Dadurch werden aber manchmal
Fehlentscheidungen hervorge-
rufen. lm Endeffekt sind die
Schiedsrichter aber Menschen
wie wir auch, die Fehler machen.
Daran würde auch die Einfüh-
rung von Profischiedsrichtern
nichts andern.
Apropos überforderte
Schiedsrichter. Wie siehst Du
aus heutiger Sicht Deine gelb-
rote Karte gegen Karlsruhe? War
sie berechtigt?
Wagner: Es hat im Fernsehen
dramatischer ausgesehen als es
wirklich war. Der KSC-Spieler
hat mich gefoult, was der
Schiedsrichter auch gepfiffen
hat. Die neue Regel besagt, daB
ein Spieier, der nach einem Pfiff
den Ball nicht freigibt, verwarnt
wird. Nachdem der KSC-Spieler
den Ball mitgenommen hatte,
wollte ich ihm diesen mit dem
Knie aus der Hand spieien. Ich
wollte ihn also nicht treten. Ich
hab' aber schon Gelb gehabt
und der Schiedsrichter hat im
Endeffekt wohi richtig gehandelt,
als er mir die gelb-rote Karte
zeigte. Ich hab' durch meine Un-
besonnenheitdas Spiel verloren,
denn mit 11 Mann haffen wir si-
cher nicht geschlagen den Platz
verlassen. Deswegen gebe ich
mir die Schuld an der Niederlage
und nicht dem Schiedsrichter.
Stichwort Europapokal. Was
halst Du davon, daB die UEFA bei
internationalen Spieien die Aus-
lastung der Stehplatzbereiche
auf maximal 60 Prozent be-
schrankt hat?
Wagner: Das kommt drauf an,
wie das Stadion gebaut ist. Be-
trachtet man sich die Vorfalle in
Brüssel oder Sheffield, so waren
das alles veraltete Stadiën. In
den deutschen Stadiën mit ihrem
hohen Sicherheitsstandard sehe
ich da keine Probleme. Unser
Stadion ist mit38.000 Besuchern
genauso sicher wie mit 27.000.
rd, al, or, us, mu