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Ajax Amsterdam besaB in den folgenden 2 bis 3 Jahren kei-
nen gleichwertigen Gegner in Europa, ja kaum ein Team in
der Welt, das hattegefahrlich werden können: 1971/72 muBten
in den Endspielen im Europacupso prominente Mannschaften
wie Arsenal London, Benfica Lissabon und Inter Mailand die
Überiegenheit der Hollander akzeptieren.
Auch der südamerikanische Meister Independiente aus
Buenos Aires blieb im Weltcup-Finale mit 1:1 und 0:3 auf der
Strecke. 1972/73 bewies Ajax erneut seine einsame Klasse.
Selbst Bayern München mit all seinen Stars hatte im Viertel
finale des Europacups keine Chance und schied mit 2:5 Toren
aus. In einem Freundschaftstreffen verlor der deutsche Mei
ster sogar im Münchener 1860er-Stadion sensationell mit 0:5!
Real Madrid und Juventus Turin konnten den Europacup-
Triumph der grandiosen Elf aus Amsterdam ebensowenig ver-
hindern. Dreimal hintereinander, fast ohne Schwierigkeiten,
hieB der souverane Europameister der Klubs: Ajax Amster
dam.
Amsterdam, die Kapitale der Grachten, ist stolz auf „Ajax" seit
eine Handvoll begeisterter Kicker aus der Branche der damals
in höchster Blüte stehenden Diamantenschleiferei am 13. Marz
1900 im feudalen „East lndian"-Café den spater so erfolg-
reichen Klub aus der Taufe hoben.
So ist es kein Wunder, wenn selbst in den oberen Schichten
das Thema FuBball schon immer salonfahig war. In der Stadt
der Hippies haben sich die Ajax-Kicker in der Gesellschaft
langst etabliert. Das Wunderkind des Ajax und des hollandi-
schen FuBballs aber kam nicht aus der priviligierten Schicht.
Johan Cruyff, dem Sohn einer Putzfrau, verdanken Ajax und
auch die bis zu seinem Erscheinen mittelmaBige FuBball-
Nationalmannschaft im besonderen den kometenhaften Auf-
stieg zur Weltelite.
„Johan Cruyff, das sind mehr als fünfzig Prozent von Ajax",
meinte ein hollandischer Experte im „Voetbal International".
Als der 26jahrige Weltstar 1973 seinem Trainer Michels nach
Barcelona folgte und den Katalonen bereits im ersten Jahr
seiner Tatigkeit entscheidend zum spanischen Meistertitel
verhalf, da begann es bei „Ajax" zu kriseln. Trainerwechsel
und Streitigkeiten unter den Spielern waren die Ursachen des
Formrückganges.
In Barcelona erhielt Johan Cruyff für einen Dreijahresvertrag
eine Million US-Dollars. Ajax Amsterdam wurde mit 1,5 Millio-
nen US-Dollar entschadigt. AuBer diesem einmaligen Transfer
kassiert der Superstar monatlich 10.000,- US-Dollar.
Diese Riesensummen aber hatten sich für seinen neuen Klub
langst bezahlt gemacht. Cruyff, der nach dem Rücktritt von di
Stéfano und Pelé als der derzeit beste Kicker der Welt galt,
füllte die Stadiën. In Barcelona lag der Zuschauerschnitt, seit
Cruyff und nach der WM1974 auch noch sein Ajax-Klubkame-
rad Neeskens bei den Katalanen spielten, bei über 60.000 (I).
In Amsterdam dagegen hatten die Besucherzahlen mit 25.000
im Schnitt einen erheblichen Rückgang zu verzeichnen, seit
Cruyff und Neeskens ins rot-blaue Trikot von FC Barcelona
schlüpften.
Den FuBball, den Ajax praktizierte, solange noch Cruyff und
Neeskens in den Reihen der Hollanderspielten.warein FuBball
voller Wirksamkeit und Solidaritat.
Und das Ajax-Team führte diese Solidaritat bis zur letzten
Konsequenz durch. Man war sich bewuBt, daB von der Aktion
eines Spieiers sehr viel für einen anderen abhing, damit dann
aus elf Akteuren eine kongruente Mannschaft entsteht.
Es mag sein, daB das Team aus dem Lande der Tulpen optisch
nicht so gut aussah, daB es nichts ist für FuBball-Fein-
schmecker. Ajax war eine Mannschaft voller Dynamik, Rhyth-
mus und Schnelligkeit. Seine solide Konstruktur, ihr kompak-
tes Funktionieren und seine Kunst, Gegenangriffe jederzeit
auffangen zu können, bestach die Experten immer wieder.
Die Athleten aus Amsterdam waren wahrend der 90 Minuten
standig in Bewegung ohne zu ermüden. Alle spielten auf An-
griff, wenn das runde Leder sich in ihrem Besitz befindet.
Jeder von ihnen war aber auch darauf bedacht, in der Abwehr
tatig zu sein, wenn der Gegner den Ball in seinen Reihen hat.
lm Basketball gibt es eine Mindestzeit von 30 Sekunden, in
welcher der Ball auf den Korb abgespielt sein muB, sonst
verliert die Mannschaft das Recht, den Spielzug fortzusetzen.
Das war auch bei Ajax so. Die Spieier griffen gemeinsam an
und beenden ihren Spielzug mit einem TorschuB. Praktisch
konnte jeder Feldspieler diesen AbschluB vollziehen.
Traf Ajax auf einen schlecht organisierten Gegner, so hatte
der Klub alle Chancen, mit groBer Tordifferenz zu gewinnen.
Die Mannschaft verschenkte nichts. So wurde auch dann nicht
leichtsinnig, wenn sie sehrfrüh in Führung ging, wie beispiels-
weise beim Weltcup-Finale in Buenos Aires, als Cruyff bereits
in der vierten Spielminute das erste Tor erzielte.
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